Kurznotiz 8: Warum ich nicht mit Dir tanzen möchte

In den letzten Tagen hat der Blogger Kollege Gerhard Riedl zwei Artikel verfasst, die sich mit den Gründen beschäftigen, warum Männer oder Frauen auf einer Milonga ignoriert oder nicht aufgefordert werden. Siehe hier und hier. Die Quintessenz seiner Überlegungen:

Jeder Gast einer Milonga sollte die Verantwortung dafür fühlen, dass es für alle ein schöner Tanzabend wird. Und dazu gehört für mich ganz selbstverständlich die Bereitschaft, auf Tanzangebote einzugehen. 

Für (und gegen) diese Haltung gibt es viele verschiedene Gründe, die in den Artikeln und den Kommentaren dazu besprochen werden. 

Ein Aspekt, der für mich zunehmend wichtiger wird, wurde in den Diskussionen allerdings bisher noch nicht betrachtet. Und darum möchte ich ihn in dieser Kurznotiz beschreiben.

Ich bin bekanntlich immer noch dabei, Tango Argentino zu lernen. Und ja: Dabei benutzte ich auch die Milongas, die ich besuche, als Übungsgelände. Wenn mich die Musik gerade nicht inspiriert, dann verbringe ich meine Zeit gerne damit, bestimmte Dinge zu üben, bei denen ich für mich Handlungsbedarf sehe.

Einfaches Beispiel: Mich haben in den letzten Monaten zwei Tango Lehrerinnen unabhängig voneinander darauf hingewiesen, dass meine Umarmung zu fest ist und ich recht häufig meinen Führungsimpuls nicht nur aus dem Oberkörper heraus gebe sondern dabei auch gerne meine Arme zu Hilfe nehme. Das habe ich mir zu Herzen genommen und genau diesen Punkt mehrere Wochen lang konsequent geübt.

Dazu brauche ich naturgemäß Tanzpartnerinnen, die sich rein über meinen Oberkörper führen lassen. Frauen, die gerne in 30 cm Abstand tanzen und einen Führungsimpuls über die Arme erwarten, habe ich in dieser Zeit nicht aufgefordert und ich habe mich von ihnen auch nicht auffordern lassen. Schließlich möchte ich das, was ich mir gerade mühsam antrainiere, nicht sofort wieder kaputt machen.

Bin ich deswegen egoistisch und asozial? Ja, wahrscheinlich schon.

Verbessere ich damit laufend meine Technik, was langfristig allen Frauen zugute kommt, die mit mir tanzen? Ganz gewiss!

Habe ich dementsprechend ein schlechtes Gewissen, wenn ich manchmal meine Tanzpartnerinnen so aussuche, dass ich am meisten von ihnen lerne? Nein, überhaupt nicht.

Das Thema, das ich gerade bearbeite, wechselt natürlich ständig. Wer weiß: Vielleicht finde ich im nächsten Monat, dass sich meine Sacadas zu wackelig anfühlen. Und dann tanze ich eben vier Wochen lang vorwiegend mit Frauen, die mir 30 cm Platz für die Sacadas geben und ich fordere keine Frauen auf, die sich nur in der engen Umarmung im Milonguero Stil wohlfühlen.

Insofern denke ich, dass sich alle mal ein bisschen entspannen und einen Korb nicht allzu persönlich nehmen sollten.

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