Tradition und Moderne : Der Tanzstil

Im Tango Argentino gibt es viele Tanzstile, die sich stark unterscheiden. Die vier wichtigsten sind dabei:

  1. Milonguero Style: Hier wird sehr eng getanzt. Der Kopf- und der Schulterbereich der Folgenden wird am Oberkörper des Führenden fixiert und bewegt sich während des Tanzens keinen Millimeter. Besonders geeignet für kleine Schritte und gegangene Figuren, insbesondere gegangene Drehungen.
  2. Tango de Salon: Der Stil, der normalerweise im Tango Unterricht gelehrt wird. Erlaubt eine flexible Umarmung und offene Figuren.
  3. Tango Escenario / Showtanz: Anstelle der Improvisation werden abgesprochene und eingeübte Choreographien getanzt. Da das Paar viel Platz hat, können sehr raumgreifende und auch artistische Figuren wie zum Beispiel Hebefiguren getanzt werden.
  4. Tango Nuevo / Neo-Tango: Die traditionellen Figuren werden erweitert um andere Bewegungselemente, zum Beispiel um Figuren, die komplett ohne Umarmung getanzt werden oder um fließende Bewegungen, die aus dem Tai Chi entlehnt sind.

Yannik Vanhove hat diese vier Stile in seinem Blog Beitrag Tango is Tango genauer beschrieben. Der Blog Beitrag ist auf Englisch geschrieben; eine Zusammenfassung auf Deutsch hat Gerhard Riedl verfasst.

Nachdem er die vier Stile vorgestellt hat, beschäftigt sich Yannick vor allem mit der Frage, was denn der "richtige" bzw. der "ursprüngliche" Tanzstil im Tango Argentino ist. Das ist in meinen Augen eine ideologische Frage, die mich eher weniger interessiert. Denn die Antwort auf diese Frage hilft mir nicht, meinen eigenen Tanz zu verbessern.

Viel wichtiger ist für mich Folgendes: Tango Argentino zu tanzen ist für mich ein kreativer Schaffensprozess, den ich zusammen mit meiner Tanzpartnerin auf Grundlage der Musik durchführe. Wenn ich das Spektrum meiner Kreativität durch bestimmte Elemente erweitern kann, dann ist das zunächst einmal gut für mich.

Yannik sieht diesen Vorteil auch:

So here is our small challenge to you: find two different styles and incorporate a couple of elements of them into your own dancing. Learn the differences in their techniques, and learn to apply them. You will become a better dancer with a richer Tango. That is the true goal, to enrich your tango. To achieve a broader understanding of what you’re doing and where it’s coming from. To be able to switch between styles seamlessly while dancing, while maintaining the health of both bodies.

Allerdings kann ich diese Elemente nicht beliebig kombinieren, sondern ich kann sie nur abhängig von meiner Tanzpartnerin und von der Musik einsetzen.

  • Würde ich mit einer Tanzpartnerin, die sich schon bei einer normalen Volcada nicht wohl fühlt, eine Hebefigur tanzen? Eher nicht.
  • Würde ich zu einer traditionellen trockenen Milonga Musik schwungvolle Drehfiguren tanzen und deren Dynamik sogar noch durch Sacadas erhöhen? Natürlich nicht. 
Die Kunst besteht also nicht nur darin, die unterschiedlichen Tanzstile zu kennen, sondern vor allem darin, deren Elemente passend zur Tanzpartnerin und zur Musik einzusetzen.

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