Der Maestro kommt!

Ihr kennt das wahrscheinlich auch:

Ihr tanzt schon seit 5 (oder 10 oder 20) Jahren Tango. Ihr fühlt euch sicher in der Milonga, und eure Tanzpartnerinnen tanzen gerne mit euch. Ihr seid also eigentlich ganz zufrieden.

Im Unterricht lernt ihr allerdings nur noch wenig bis gar nichts dazu. Vielleicht habt ihr sogar mit dem regelmäßigen Unterricht aufgehört, weil er euch nicht mehr weiter bringt.

Aber nun kommt die Gelegenheit, mehr zu lernen: In eurer Heimatstadt hat sich ein echter Maestro angekündigt. Natürlich aus Argentinien! 

Er bietet sowohl Workshops als auch Einzelunterricht an. In den Workshops geht es um die Dinge, die in eurem Unterricht bisher immer zu kurz gekommen sind: Sacadas, Colgadas usw. Toll! Ihr nehmt natürlich alles, was ihr kriegen könnt und bucht sowohl die Workshops als auch den Einzelunterricht.

Irgendwann kommt dann der große Tag, an dem ihr dem Maestro persönlich die Hand schütteln könnt. Ihr seid glücklich.

Und dann setzt die harte Realität ein.

Der Workshop beginnt mit einer Dreifach-Sacada gefolgt von einer Rückwärts-Sacada. Das ist natürlich nur eine einfache technische Übung zum Aufwärmen, um die notwendige Dissoziation sicherzustellen, die man für die eigentliche Figur braucht. Die ist dann nämlich etwas anspruchsvoller. 

Wahrscheinlich bekommt ihr diese Figur gar nicht hin. Und selbst wenn ihr die Schrittfolge hinbekommt, dann sieht sie nach allem Möglichen aus, aber ganz sicher nicht nach Tango Argentino.

Na gut: Es gibt ja noch den Einzelunterricht, bei dem euch der Maestro sicher die fehlenden Details beibringen wird.

Er lässt euch ein wenig vortanzen und sagt dann mit mitleidvollem Blick

"Hm."

"OK."

"Ich glaube, ich erkläre euch als Erstes mal, wie ein Schritt im Tango funktioniert."

Dummerweise hat er Recht: Ihr tanzt nicht so geschmeidig wie er. Natürlich könnt ihr einen Schritt machen und dabei den Fuß abrollen. Aber er kann jeden einzelnen der 20 Muskeln bewusst ansteuern, die die Bewegungen eines Fußes steuern. Und da wird es für euch dann etwas schwieriger seine Anregungen umzusetzen.

Der Tag, auf den ihr euch so gefreut habt, lässt euch also ratlos und frustriert zurück. Und ihr habt auch nicht wirklich etwas gelernt, was ihr auf der nächsten Milonga einsetzen könnt.


Das ist nun meine Frage an euch: Kennt ihr Workshops und professionelle Tänzer, die einerseits selber exzellent tanzen, die sich aber andererseits auch auf eurer Niveau einstellen können? Ich bin nur ein Amateur mit begrenzten Ressourcen und sehr begrenzten körperlichen Fähigkeiten, und ich habe auch nicht den Ehrgeiz Profitänzer oder Tanzlehrer zu werden. Wie finde ich den Unterricht bzw. den Workshop, der dazu passt und der mich weiterbringt ohne mich komplett zu überfordern?

Hier bin ich für jeden Tipp dankbar! Am besten postet ihr eure Vorschläge in den Kommentaren, damit auch die anderen Leser etwas davon haben.

Kommentare

  1. Tja, das wird schwierig...

    Ich würde vor allem darauf achten, ob eine Tango-Lehrkraft auch selber viel auf den Milongas tanzt - am besten auch mal mit fremden Partnern oder gar Anfängern. Dann hat er (oder sie) nämlich den Kontakt zum "einfachen Volk" noch nicht verloren und kann sich auf dessen Bedürfnisse einstellen.

    Leider fürchte ich, dass nach diesem Kriterium zirka 98 Prozent der Lehrenden rausfallen...

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